„Kräutergeschichten“ – Teil 2
Qualität und Nachhaltigkeit gehören für uns zusammen, denn wir haben den Anspruch, dass unser Wirtschaften gleichermaßen sinnvoll für Mensch, Natur und Gesellschaft ist. Das bedeutet, dass wir nicht nur höchste Maßstäbe an die Produktqualität anlegen, sondern auch schonend mit dem umgehen, was wir von der Natur erhalten. Unsere Rohstoffe erzählen von der Vielfalt unseres Engagements für mehr Nachhaltigkeit. Hier lassen wir drei von ihnen sprechen.
Prinzip Fairness (Lindenblüten)
Unsere Wildsammler leben im Jahresrhythmus der Natur und in enger Verbindung mit ihr. In den überwältigend schönen, entlegenen Gegenden, die sie Heimat nennen, wird das traditionelle Pflanzen-Wissen oft schon seit Jahrhunderten gepflegt und von einer Generation an die nächste weitergegeben. Wir respektieren ihre Lebensweise, wertschätzen ihre Kenntnisse und geben Acht auf gesundheitsverträgliche Arbeitsbedingungen sowie ein faires Einkommen.

Blütenberg in luftiger Höhe
Im Frühsommer fällt das wärmende Sonnenlicht durch die rauschenden hellgrünen Blätter. Die Silberlinden in der bulgarischen Donauebene stehen voll im Saft. Sie senden einen zarten Duft aus, den Kenner schon auf eine Entfernung von 200 Metern erschnuppern. Es ist ein feiner, eleganter Duft, eine frische grüne Note mit einem leichten Honig-Anstrich. Jetzt hat sich ein kleines Zeitfenster von zwei bis vier Wochen geöffnet, in dem die gelblich-weißen Lindenblüten gesammelt werden können. Mit ihrem feinen Aroma runden sie verschiedene Kräutertees ab. Wegen ihrer schweißtreibenden, entkrampfenden und magenberuhigenden Wirkung gehören sie darüber hinaus zu den bekanntesten Hausmitteln aus der Waldapotheke.
Der bezaubernde Duft lockt auch zahlreiche geflügelte Besucher an. Das üppige Blütenangebot zur fortgeschrittenen Zeit macht die Linden zur wertvollen Weide und zur letzten großen Trachtquelle im Bienenjahr. Lindenblüten sind reich an Nektar. Für den kräftezehrenden Flug der Insekten ist diese Zuckerlösung, die leicht verdaulich und im Fall der Lindenblüte besonders energiereich ist, der optimale Treibstoff. Mit dem Lindenpollen ziehen die Hummeln ihre neuen Königinnen heran, die als Einzige überwintern und im nächsten Frühjahr ein neues Hummelvolk gründen.
Wie nähert man sich nun einem summenden Baumriesen, der seine Blüten bis in 20 oder 30 Meter Höhe ausstreckt? Die Antwort lautet: Am besten mit Respekt. Kein Baum gleicht dem anderen. Wie alt und hoch er ist und wie gewachsen – all das macht beim Baumklettern einen Unterschied. In Bulgarien geben erfahrene Lindenblüten-Pflücker dieses Baum-Wissen an die nächste Generation weiter. Doch ungesichert zu klettern, wie es traditionell hier üblich ist, bleibt auch mit dem größten Erfahrungsschatz ein Risiko.

Um unsere Wildsammler besser vor Unfällen zu schützen, haben wir sie mit einer professionellen Kletterausrüstung ausgestattet und in zwei aufeinanderfolgenden Jahren im Umgang mit Gurt und Seil trainiert. Dafür haben wir zwei erfahrene Bergsteiger engagiert, die aus der Hauptstadt Sofia an den Standort unseres Rohstoffpartners kamen, um ihr praktisches Kletterwissen und ihre Erfahrung zu teilen. Die Pflücker haben unter ihrer Anleitung gelernt, sichere Ankerpunkte auszuwählen, Wurfleinen im Baum zu positionieren, am Einfachseil aufzusteigen und sich gesichert in hohen Bäumen zu bewegen. Auch wenn es seine Zeit dauert, bis die neue Klettertechnik in Fleisch und Blut übergeht – die Wildsammler lernten schnell. Kein Wunder; Bäume zu verstehen, ist auch beim Baumklettern mit Gurt und Seil die wichtigste Voraussetzung.

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